„Tätigkeiten in großen Höhen oder tief unter der Erde, an ständig wechselnden Orten und mit schweren Maschinen führen zu einem erhöhten Unfall- und Gesundheitsrisiko“, weiß Nikolas Haunert, leitender Sicherheitsingenieur bei Köster. Im Vergleich der Berufsgenossenschaften in Deutschland hat die Bauindustrie die höchste Quote meldepflichtiger Arbeitsunfälle. Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) wurden 2018 etwa 53 meldepflichtige Unfälle auf 1.000 Vollarbeiter dokumentiert. Klaus-Richard Bergmann, Hauptgeschäftsführer der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU), resümierte im August 2019 in einer Mitteilung: „Insgesamt zeigt die intensive Präventionsarbeit Erfolge, doch wir haben immer noch zu viele Unfälle auf dem Bau.“
Köster entschied sich, im Sinne aller Beteiligten, neue Wege zu gehen. „Sicherheit hat in unserem Unternehmen schon immer hohe Priorität und ist fest verankert in den Köster-Prozessen. Auch bei unseren Kunden spielt das Thema eine zunehmend große Rolle, vor allem im industriellen Bereich“, so Haunert. „Gesetzlich wird die Arbeitssicherheit auf Baustellen in Deutschland zwar durch zahlreiche Regelwerke wie dem Arbeitsschutzgesetz, der Baustellenverordnung und der Betriebssicherheitsverordnung geregelt. Aber ist sie auch fester Bestandteil in unserem Arbeitsalltag und in unseren Köpfen?“ Mit dieser Frage als Aufsatzpunkt erarbeitete das Team einen verhaltensorientierten Arbeitsschutz. Die daraus resultierenden Vorteile sollen nicht nur auf das eigene Unternehmen, sondern auch auf die Nachunternehmer und Lieferanten übertragen werden.
„Letztlich profitieren auch unsere Kunden davon, weil die Baustellen nicht nur technisch, sondern auch personell reibungslos abgewickelt werden. Unser Ziel ist es, Arbeitsunfälle komplett zu vermeiden. Denn seien wir ehrlich: Jeder möchte gerne heil nach Hause kommen – zu seinem Partner, seiner Familie und seinen Freunden.“
Nikolas Haunert, leitender Sicherheitsingenieur bei Köster, im Gespräch mit Adolf Roesch, Vorstandsvorsitzender der Köster Holding SE.
In den kommenden Monaten soll die Köster-Sicherheitskultur tief in der Unternehmenskultur verwurzelt und mit anderen Bereichen wie der Kommunikations- und der Fehlerkultur verflochten werden. „Und zwar über alle Ebenen vom Facharbeiter bis zum Vorstand“, ergänzt Adolf Roesch, Vorstandsvorsitzender der Köster Holding SE. „Die Unternehmensleitung steht klar hinter diesem Ansatz, mit dem wir in der Baubranche eine Vorreiterrolle einnehmen."
"Für uns gilt: Die Arbeit ist erst dann zu 100 Prozent erledigt, wenn das Ziel unter Einhaltung aller Regeln und Vorgaben erreicht wurde. Dazu gehören die Arbeitssicherheit, die Qualität, die Kosten und die vereinbarten Termine.“
Verschiedene Kommunikationsinstrumente wie Plakate, Videos, interne Medien oder auch Schulungen sollen darauf einzahlen, dass das Thema im Unternehmen gelebt und in den Köpfen verankert wird. Als eine der ersten sichtbaren Maßnahmen wurden zehn Grundsätze der Köster-Sicherheitskultur entwickelt und im Unternehmen bekannt gemacht. Auf den Baustellen und an den Unternehmensstandorten hängen Plakate, die sich emotional nicht nur an die Angestellten des Unternehmens, sondern auch an die Baupartner richten. „Die erste Resonanz darauf ist durchweg positiv. Die Kolleginnen und Kollegen sehen hin, fühlen sich angesprochen und nehmen das Thema ernst“, so der Eindruck von Haunert. Ein weiteres positives Signal sei, dass sich immer mehr der eingereichten Vorschläge aus dem hauseigenen Ideenmanagement rund um das Thema Arbeitssicherheit drehen.
Das zertifizierte Sicherheitsmanagement für Gesundheitsvorsorge, Arbeitssicherheit und Umweltschutz bei Köster entspricht den strengen Vorgaben des SCC-Regelwerkes (Safety Certificate Contractors). Die Köster-Sicherheitskultur zielt auf den verhaltensorientierten Arbeitsschutz ab und soll die Unfallzahlen weiter senken. Vor allem die Poliere sollen eine Vorbildfunktion auf den Baustellen einnehmen und alle am Projekt Beteiligten für das Thema Arbeitssicherheit sensibilisieren.
Der kulturelle Prozess wird von einem organisatorischen begleitet. Das Unternehmen hat 2019 zwölf regionale Fachkräfte für Arbeitssicherheit (SiFa) definiert. Ihre Aufgabe ist es, die Baustellenteams in allen sicherheitsrelevanten Fragen zu beraten. „Das sind alles Experten mit extrem umfangreichem Erfahrungsschatz, die aus den regionalen Geschäftsbereichen kommen und die Personen, die Projekte und den Arbeitsalltag vor Ort kennen. Uns war hierbei wichtig, dass Menschen diese Aufgabe wahrnehmen, die das Thema als Gewinn für alle Beteiligten verstehen und auch so vertreten“, ergänzt Haunert. Sie sollen die Kolleginnen und Kollegen bei der Organisation, Planung und Umsetzung sowie der Wirksamkeitskontrolle der Arbeitsschutzmaßnahmen unterstützen. Zu den Maßnahmen gehören beispielsweise ein Startgespräch Arbeitssicherheit bei neuen Bauvorhaben, die Begleitung bei Behördenterminen oder der Kontakt zur BG Bau und den Gewerbeaufsichtsämtern.
Aufgrund ihres ganzheitlichen Ansatzes soll die neue Unternehmensdenke hier aber nicht Halt machen. „Auch in unseren Büros muss das Bewusstsein der Kolleginnen und Kollegen geschärft werden. Wir wissen: Auch ein defektes Kabel am Kopierer oder die Nichtbenutzung des Handlaufs kann einen Arbeitsunfall verursachen“, sagt Haunert. Er wünscht sich, dass sich diesbezüglich bei allen das Bewusstsein ändert und das Thema Arbeitssicherheit ganz automatisch im Alltag bedacht wird.
Was aber ist mit Beteiligten auf der Baustelle, die Köster nicht direkt unterstellt sind? Als Generalunternehmen wird ein Großteil der Leistungen schließlich über Nachunternehmen erbracht. Für den Köster-Sicherheitsingenieur sind auch hier das geschärfte Bewusstsein durch kontinuierliche und emotionale Kommunikation die Mittel der Wahl.
„Wir wollen durch die Vorbild- und Führungsrolle, die insbesondere unsere Poliere auf der Baustelle einnehmen, auf das Sicherheitsbewusstsein aller am Bauvorhaben Beteiligten einwirken. Es gilt, unsere Baupartner mit ins Boot holen und zu begeistern – ohne sofort über Sanktionen oder permanente Kontrollen Einfluss zu nehmen. Sondern indem wir deutlich machen, wie wichtig die Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen ist und das auch aktiv vorleben. Die Köster-Sicherheitskultur kann nur gemeinsam mit unseren Nachunternehmern funktionieren.“
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