Die Transformation des Zollhafen-Areals in Mainz schreitet voran. Dort, wo einst Containerbrücken das Bild prägten, entstehen in zentraler Stadtlage 1.400 neue Wohnungen und 4.000 Arbeitsplätze. Auf einer Fläche von 30 Hektar wächst ein nachhaltiges, fahrradfreundliches Quartier der kurzen Wege mit guter ÖPNV-Anbindung. Dächer werden begrünt, Flächen entsiegelt. Der Timber Peak passt mit seinem über den gesamten Lebenszyklus hinweg auf Vermeidung von Emissionen ausgelegten Konzept ausgezeichnet hierher. Das Bürogebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 9.400 m² bindet durch den Einsatz von 1050 m³ Holz 1.000 Tonnen CO2. Es ist nicht das erste Projekt der UBM Development AG in Holz-Hybrid-Bauweise. Mit einem Volumen von über 300.000 m² Fläche, die in naher Zukunft umgesetzt sein werden, gehört das Unternehmen in Europa zur Spitze dieses wachsenden Marktsegments.
„Wir müssen beginnen, die Dekarbonisierung im Bausektor voranzutreiben. Mit dem Timber Peak zeigen wir, dass es schon heute möglich ist, einen Großteil der Emissionen, die beim Bau und beim Betrieb von Gebäuden entstehen, einzusparen."
In 45 Metern Höhe stellt der Timber Peak ein gestalterisches Leuchtturm-Projekt im Zollhafen Mainz, der durch die Bauweise ein starkes Signal für zukunftsorientiertes, nachhaltiges Bauen setzt. Bildquelle: Sacker Architekten GmbH
Der Timber Peak ebnet durch die Holz-Hybrid-Bauweise den Weg in die CO2-optimierte Gebäudeerrichtung und
-bewirtschaftung. Die Gebäudeautomation ermöglicht den zukünftigen Nutzern zudem eine nahezu automatisierte Erfüllung der künftigen Berichtspflichten zur EU-Taxonomie. Für das Gebäude wird eine Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) angestrebt, der Energieeffizienzstandard nach KfW 40-Anforderungen ist geplant.
Beim Betrieb des Gebäudes setzt UBM auf nachhaltige Innovation. Intelligente Gebäudetechnik steuert den Energiebedarf in Echtzeit, um noch mehr CO2 zu sparen. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach ist ebenso Bestandteil der Gebäudetechnik wie ein ressourcenschonendes Heiz-Kühl-Konzept. Die Grundlage dafür befindet sich unter dem Timber-Peak: 120 Bohrpfähle, die zur sicheren Gründung des Gebäudes in den Boden direkt am Hafenbecken eingebracht wurden, wurden thermisch aktiviert. Köster-Experten vom Bereich Spezialtiefbau koordinierten die Arbeiten. Projektleiter Julian Mielke erklärt das Vorgehen: „Bei der Erstellung der etwa 15 bis 20 Meter langen Bohrpfähle mit ca. 80 cm Durchmesser haben wir uns für das Doppelkopf-Bohrverfahren entschieden, um Bauzeit zu sparen. Dabei wird der Beton eingebracht, während die Bohrschnecke gezogen wird. In den noch flüssigen Beton wurden dann die Bewehrungskörbe versenkt, beziehungsweise vorsichtig eingerüttelt. Zuvor wurden die Bewehrungskörbe mit den Leitungen für die Geothermie versehen. Um eine möglichst lange Strecke zu erreichen, wurden die Leitungen jeweils in drei Schlaufen gelegt. Die Arbeiten verlangten ein hohes Maß an Kompetenz und Umsicht, da die Leitungen beim Einbringen in den Beton nicht beschädigt werden durften. In der anschließenden Druckprüfung wurden die Leitungen nochmals überprüft.“ Für den Betrieb werden die PU-Leitungen später mit einem Glykolgemisch befüllt. In Kombination mit einer Wärmepumpe sorgen sie dann für ein angenehmes Klima im Timber Peak.
Bei dem Doppelkopf-Bohrverfahren werden die Bewegungskörbe, die zuvor mit den Leitungen für die Geothermie versehen werden, in den noch flüssigen Beton versenkt. Bildquelle: Köster GmbH
Während der Arbeiten wurde das Köster-Team Spezialtiefbau vor eine weitere Herausforderung gestellt: Aufgrund der starken Regenfälle und der Hochwasserereignisse in Herbst und Winter 2023/24 musste das Wasserhaltungskonzept für die Baugrube am Hafenbecken angepasst werden. „Statt wie ursprünglich geplant mit einer offenen Wasserhaltung zu arbeiten, haben wir zeitnah eine geschlossene Wasserhaltung mit insgesamt 10 Brunnen geplant und erstellt“, erklärt Julian Mielke. In der Baugrube liefen die unterschiedlichen Arbeitsschritte zeitweise parallel. Auch der Hochbau startete bereits mit ersten vorbereitenden Arbeiten, um den Baufortschritt voranzutreiben. Dabei war es von Vorteil, dass Hoch- und Tiefbau von zwei Köster-Bereichen übernommen wurden, was die Koordination der Schnittstellen vereinfachte.
Die Bohrpfähle dienen der sicheren Gründung des Gebäudes direkt am Hafenbecken und wurden thermisch aktiviert. Bildquelle: Köster GmbH
In 2024 übernahmen die Hochbau-Experten von Köster das Baufeld. Sie erstellen nun den Rohbau des Timber Peak. Der Gebäudekern, in dem sich unter anderem das Treppenhaus befindet, wird in klassischer Stahlbetonbauweise errichtet. Ebenso die unteren Stockwerke, bei denen der Hochwasserschutz gewährleistet sein muss. Ab dem 1. Obergeschoss werden dann geschossweise Holzverbunddecken an den Gebäudekern angeschlossen. Das sind große Fertigteilelemente deren Oberseiten aus Beton und deren Unterseiten aus Holz bestehen. Die Deckenelemente lagern auf massiven Holzstützen. Im fertiggestellten Timber Peak werden die Holzflächen der Decken sowie die Holzstützen die Atmosphäre der Räume prägen. Bei den Arbeiten hat deshalb der Witterungsschutz Priorität, wie Projektleiter Andreas Schmidt erklärt.
„Alle Holzoberflächen müssen konsequent gegen Witterungseinflüsse, vor allem gegen Feuchtigkeit, geschützt werden, beispielsweise durch Folien. Jeder Schaden wäre sonst später im fertigen Gebäude sichtbar."
Sobald das 4. Obergeschoss fertiggestellt ist, beginnt ein anderes Unternehmen mit der gerüstfreien Montage der Metallfassade. „Hier müssen die einzelnen Arbeitsschritte und Schnittstellen im Bauablauf präzise koordiniert werden“, beschreibt Andreas Schmidt eine der Herausforderungen des Projekts. 11 Monate hat sein Team Zeit für die Erstellung des Rohbaus. Dann wird der Timber Peak bereits seine architektonische Wirkung auf den Zollhafen Mainz entfalten.
Im fertiggestellten Timber Peak werden die Holzflächen der Decken sowie die Holzstützen die Atmosphäre der Räume prägen. Bildquelle: Sacker Architekten GmbH
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