Um die Vorteile des natürlichen Baustoffs mit Zahlen belegen zu können, verglichen die Fachleute die gebaute Halle mit einem Modell in „klassischer“ Stahlbetonbauweise. Das Ergebnis der Berechnungen ist eindeutig: „Die Halle mit dem Holztragwerk schneidet beim Vergleich der CO2e-Emissionen in der Herstellungsphase um 78,46 Prozent besser ab als die Stahlbetonkonstruktion“, erklärt Nele Große-Brookhuis, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Köster.
In Neuötting (Bayern) hat das Team vom Hochbau Logistikimmobilien eine über 10.000 m² große Logistikhalle in Holzbauweise für die ju:niz Real Estate errichtet. Bildquelle: Köster GmbH
Für den Vergleich wurde die Berechnungsgrundlage der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zugrunde gelegt. Diese betrachtet in ihren Bewertungen jedoch die CO2e-Emissionen über die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes. Auch hier überzeugt die Holzkonstruktion: „Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, schneidet sie um 11,43 Prozent besser ab als eine vergleichbare Stahlbetonhalle.“ Der große Unterschied beim Ergebnis der beiden Herangehensweisen liegt in der Bewertung des Umgangs mit Holz am Ende der Lebensdauer eines Gebäudes begründet: „Holz wird der thermischen Verwertung zugeführt, während Stahlbeton auch jetzt schon zu großen Teilen in den Wertstoffkreislauf eingespeist werden kann. Das bedeutet einen rechnerischen Vorteil in der Bewertung für den Stahlbeton. Das zirkuläre Bauen mit Holz ist zukünftig jedoch ein großer Baustein, um das Holz möglichst lange im Wertstoffkreislauf zu halten und das CO2e langfristig zu binden“, ist sich Nele Große-Brookhuis sicher. Davon ist auch Michael Biederer, der das Projekt in Neuötting für Köster geleitet hat, überzeugt. „Diese Halle ist bereits jetzt rückbaubar. Im Gegensatz zu einem Stahlbetonbau kann man sie nach der Nutzung auch wieder abbauen und das Tragwerk an anderer Stelle erneut verwenden.“
Durch das flexibler planbare Holztragwerk konnte das Gelände optimaler genutzt werden als mit einer Stahlbetonkonstruktion. Auch bezüglich der Bauabläufe habe sich Holz in der Praxis bewährt. Bildquelle: Köster GmbH
Die vorbildliche CO2e-Bilanz ist für Michael Biederer ein wesentliches Argument, warum Holz auch beim Bau von Logistikimmobilien eine immer größere Rolle spielt. Schließlich rücke das Thema im Zusammenhang mit den steigenden Anforderungen, beispielsweise im Rahmen der EU-Taxonomie, zunehmend in den Fokus bei Inverstoren und Projektentwicklern. Hinzu kämen weitere Vorteile. So habe man in Neuötting durch das flexibler planbare Holztragwerk das Gelände optimaler nutzen können als mit einer Stahlbetonkonstruktion. Auch bezüglich der Bauabläufe habe sich Holz in der Praxis bewährt: „Die Holzkonstruktion war in nur vier Wochen fertig. Und auch unsere Baupartner, von denen einige anfangs skeptisch waren, waren schnell von den Vorzügen der Holzständerbauweise überzeugt. Die Montage der Hallentore kann beispielsweise einfach mit Holzschrauben direkt im Tragwerk erfolgen. Das erleichtert und beschleunigt die Arbeiten“, nennt Michael Biederer ein Beispiel aus dem Baustellenalltag.
Das Luftbild stellt die Größe des Areals mit insgesamt der 10.000 m² großen Logistikhalle dar. Bildquelle: Köster GmbH
Der Köster-Projektleiter blickt positiv auf das Bauvorhaben in Neuötting zurück: „Die Resonanz war überall sehr gut – in der Öffentlichkeit, bei den Behörden aber auch bei vielen Besuchern. Ich habe mindestens 50 Besucher auf der Baustelle gesehen, jeder Schreiner aus der Region war hier, aber auch viele andere Interessierte. Alle waren begeistert von der Atmosphäre, dem Licht, der warmen Farbe des Holzes. Auch von den Kollegen aus unserem Unternehmen, die sich die Halle angesehen haben, kam viel positives Feedback.“ Zu den interessierten Besuchern zählten zudem einige Kunden von Köster – auch sie konnte das Projekt überzeugen: „Wir werden bald eine 25.000 m² große Logistikhalle errichten. Da werden dann sowohl das Tragwerk als auch die Außenhülle aus Holz erstellt“, freut sich Michael Biederer auf sein nächstes Holz-Projekt. Schon im Juni 2024 begannen er und sein Team mit den Bauarbeiten.
Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, schneidet sie um 11,43 Prozent besser ab als eine vergleichbare Stahlbetonhalle. Bildquelle: Köster GmbH
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