Sorgfalt und Masse schützen vor Resonanzschwingungen

Pünktliche Rohbauübergabe an Vishay Siliconix 

21. August 2024 | Itzehoe

Themen: Industrie- und Produktionshallen

Der Bau einer Fabrik, in der später einmal modernste Halbleitertechnologie für die Automobilindustrie gefertigt wird, stellt bereits in der Rohbauphase höchste Anforderungen an die Bau- und Ausführungsqualität. Otto Graf, Projektleiter der Vishay Siliconix Itzehoe GmbH, erklärt, worauf es ankommt: „Unser Neubau muss so ausgeführt werden, dass später die fehlerfreie Abbildung der superfeinen Mikrochip-Strukturen zuverlässig gelingt. Das bedeutet z. B., dass es später im Gebäude keine Resonanzschwingungen – ausgelöst durch mechanische Impulse und Vibrationen – geben darf.“ Deshalb errichtet Köster den Rohbau der topmodernen Industrieimmobilie mit außergewöhnlich massiven Stahlbetonteilen.
 

Die Vishay Siliconix Itzehoe GmbH beauftragte die Köster GmbH mit dem Bau von drei Gebäudeteilen für die zukünftige Produktion von Mikrochips. Bildquelle: Köster GmbH

Masse gegen Schwingungen

Tag für Tag arbeitet Bauleiter Kjell Havemeister mit seinem Team aus dem Köster Hochbau Kiel konzentriert an der optimalen Koordination von Ortbetonarbeiten und Betonfertigteilmontage, denn Köster muss die fertiggestellten Rohbauten pünktlich zum Stichtag am 28. Juni an die Bauherrin übergeben. Stützen, Wandelemente und sonstige Betonfertigteile haben eine Dicke bzw. einen Durchmesser von 100 cm. Die damit eingebrachte Masse ist wichtig für die Vermeidung von Schwingungen.

Das neue Fabrikgebäude (FAB) hat eine Grundfläche von 105 x 55 Metern und wird später u.a. einen Reinraum von 4.000 m² aufnehmen. Havemeister erinnert sich an die Anlieferung der größten Betonfertigteile, 28 Stützen für das FAB:

„Allein die 25 Meter hohen Stützen für die FAB haben ein Gewicht von rund 1.850 Tonnen. Für ihren Transport und die Positionierung ebenso wie für weitere Betonbaufertigteile wie die großen Waffeltische, aus denen die Decken gefertigt wurden, haben wir jeweils spezielle Kräne gestellt. Die Montage ist Präzisionsarbeit.“ 

Kjell Havemeister, Bauleiter Köster GmbH | Hochbau Kiel

Meterdicke Stützen und Wände sorgen für die Resonanzfreiheit, die es braucht, um Mikrochips in höchster Qualität herstellen zu können. Bildquelle: Köster GmbH

In einem zweiten Gebäude, das später große Anlagen der Gebäude- und Industrietechnik aufnehmen wird, wurden Stützen für eine Rauminnenhöhe von immerhin noch 10 Metern gebraucht. Dieses CUB (Central Utility Building) genannte Gebäude hat eine Grundfläche von 87 x 22 Metern.

Ende Februar wurde die Sohle für das dritte und mit 46 x 12 m Grundfläche etwas kleinere Gebäude, das sogenannte MSG (Mittelspannungsgebäude), eingebracht. Dieses wird für die Energieversorgung genutzt werden. Erstes Bauwerk auf dem Grundstück war ein Tunnel, der die FAB mit dem CUB verbindet und durch den später Leitungen für verschiedene Medien geführt werden.

Auch die ästhetischen Anforderungen der Auftraggeberin an die Qualität der sichtbaren Betonoberflächen und der Schalbilder sind höher als im Industriebau üblich. Hier sei Teamwork gefragt, sagt Havemeister.

„Damit die Oberflächen der Betonbauteile den Wünschen der Auftraggeberin entsprechen, haben wir früh eine enge Abstimmung aller Baubeteiligten z. B. zur Auswahl des optimalen Betons und zu vielen Ausführungsdetails forciert. Dieses Projekt verlangt echten Teamgeist und großes Engagement aller Mitwirkenden. Versäumnisse darf es nicht geben.“ 

Dipl.-Ing. Ulf Petruck, Projektleiter Köster GmbH | Hochbau Kiel

Waffeltische für die Decken

Anfang März wurde ein Schwerlastkran mit besonders großer Auslegung für die Verarbeitung der je 16 Tonnen schweren Waffeltische zu Hallendecken aufgestellt. Die Baustraße wurde nun so erweitert, dass die Schwerlasttransporte mit den Tischen sicher anfahren konnten. Sämtliche Bauteilfugen zwischen Decken, Stützen und Außenwänden werden sorgfältig mit einem Hochleistungsvergussmörtel geschlossen. Ziel war es, dass die Messungen des Baudynamikers ein gutes Ergebnis zeigen und die vorbeugenden Maßnahmen zur Vermeidung von Resonanzschwingungen erfolgreich ausgeführt wurden. 

„Auch die pünktliche Fertigstellung lag dem Kunden besonders am Herzen. Und das ist uns trotz einiger Herausforderungen gelungen. Teilbereiche konnten wir sogar vorfristig übergeben.“ 

Kjell Havemeister, Bauleiter Köster GmbH | Hochbau Kiel

Wenn ein solches Industriegebäude entsteht, ist das Interesse groß. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher bestaunten das Projekt im Rahmen des Richtfestes am 19. Juni 2024. Bildquelle: Köster GmbH

Zweite Produktion "on top" 

Der Neubau ist für die Vishay Siliconix Itzehoe GmbH der erste Schritt einer umfassenden Standorterweiterung. Er bedeutet die Erweiterung der Produktionskapazitäten und schafft 150 neue Arbeitsplätze. Die neue Produktion soll Ende 2025 in Betrieb genommen werden. Für den Neubau und zukünftige Erweiterungen hat das Unternehmen bereits 30.000 m² Land von der Stadt Itzehoe gekauft. Geschäftsführer Leif Henningsen freut sich: „Wir werden künftig in zwei Fabriken in Itzehoe produzieren, wo wir seit bald 30 Jahren ansässig sind.“

Für die Zusammenarbeit mit Köster entschied sich die Vishay Siliconix Itzehoe GmbH angesichts der überzeugenden Vorplanungen durch das Team Hochbau Kiel, berichtet Havemeister.

„Bei Projekten mit großen Abhängigkeiten zwischen den Gewerken und einer hohen Bautätigkeit in relativ kurzer Zeit sorgen wir mit unseren bewährten Instrumenten der Prozesssteuerung für Sicherheit, Transparenz und Zuverlässigkeit.“ 

Dipl.-Ing. Ulf Petruck, Projektleiter Köster GmbH | Hochbau Kiel

Gesteuert wird die Baustelle in Itzehoe mit der Köster Taktplanung, dem Last-Planner und über ein Shopfloor-Management.

Als Generalplaner ist die CRC Clean Room Consulting GmbH aus Freiburg für den Neubau der Vishay Siliconix verantwortlich. Die Architektur entwickelte das Team der RSE+ Architekten Ingenieure GmbH aus Stuttgart. Bauleiter Havemeister berichtet von einer besonders engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Spezialisten beider Unternehmen: „Alle Bauprojekte profitieren davon, wenn sich die an Planung und Umsetzung beteiligten Unternehmen und Personen gut abstimmen. Aber bei Industrieimmobilien ist es nicht nur zielführend, sondern unerlässlich, dass alle Beteiligten proaktiv ihr Wissen und ihre Einschätzungen zu jedem Detail so früh wie möglich teilen. Versäumnisse können hier schwerwiegende Konsequenzen haben.“

Vishay-Projektleiter Otto Graf (links), Köster-Vorstandsmitglied André Triphaus-Woltermann und Leif Henningsen, Geschäftsführer der Vishay Siliconix Itzehoe GmbH, bei einem Rundgang über die Baustelle der neuen Mikrochip-Fabrik in Itzehoe. Bildquelle: Köster GmbH

Begeistert vom Projekt war auch Köster-Vorstandsmitglied André Triphaus-Woltermann während der Bauphase mehrfach auf der Baustelle. Für den Erfolg von Köster im Bausegment Produktionsgebäude und Industriegebäude sieht er drei Gründe: 

  1. Das hohe Verständnis von Köster für die Produktionsprozesse der Kunden.
  2. Die Tatsache, dass Köster mit über 900 Ingenieurinnen und Ingenieuren unterschiedlichster Fachrichtungen eine beispiellose Bau-Kompetenz zur Seite stellen kann.
  3. Und den Einsatz von modernsten Projektmanagement-Tools und auf Köster zugeschnittene Lean Construction-Methoden, die eine terminlich verlässliche Fertigstellung auf hohem Qualitätsniveau gewährleisten.

So wird die Mikrochip-Fabrik in Itzehoe aussehen, wenn die Produktion 2025 anläuft. Bildquelle: RSE+ Architekten Ingenieure GmbH

Über Vishay

Vishay mit Hauptsitz in Malvern Pennsylvania wurde 1962 von Felix Zandman gegründet. Es ist ein an der New Yorker Börse notiertes US-amerikanisches Unternehmen und zählt zu den weltgrößten Herstellern von diskreten Halbleiterbauelementen und passiven elektronischen Bauteilen. Diese Bauelemente werden in elektronischen Geräten und Einrichtungen fast aller Art eingesetzt. Das Unternehmen ist präsent in der Industrieelektronik, der Konsumgüterelektronik, der Computerindustrie, der Automobilindustrie, der Kommunikationsindustrie sowie in der Wehrtechnik, der Luft- und Raumfahrttechnik und der Medizintechnik. In 17 Ländern betreibt Vishay Produktionsstätten und beschäftigt insgesamt über 24.000 Mitarbeitende. Die deutschen Standorte sind Selb (vormals Draloric), Heide (vormals Beyschlag), Heilbronn (vormals Temic, Telefunken), Landshut (vormals Roederstein) und Itzehoe (vormals Siliconix). Damit ist Vishay mit rund 1.900 Beschäftigten in Deutschland vertreten. Der Standort Selb ist zudem die Europazentrale des Konzerns.

Finden Sie hier Ihren persönlichen Ansprechpartner für den Bereich Industrie- und Produktionshallen.

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