Allein die Dimensionen des Tiefbauprojekts sind beeindruckend: Rund 125.000 Tonnen Erdreich wurden ausgehoben, 75 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut und eine Fläche von 2.600 m² mit Spritzbeton ausgefacht. Die Gesamtlänge der Anker beträgt 1.700 m, die der Bohrpfähle 1.400 m. Doch die Zahlen vermitteln nur einen ersten Eindruck. Dahinter verbirgt sich ein Projekt voller Herausforderungen und überzeugender Lösungen.
Die Ansicht des Baufeldes zeigt die zentrale Lage mit der umstehenden Bebauung sowie die Bundesstraße. Bildquelle: Köster GmbH
Das geologische Gutachten zeigte einige Herausforderungen schon vorab: Der Baugrund ist felsig, mit relativ schlechter Versickerungsfähigkeit. Hinzu kommt das Schichtenwasser. Die zentrale Lage des Areals sowie die starken Niederschläge, insbesondere im März, erschweren die Tiefbauarbeiten zusätzlich. Rundum grenzt Bestandsbebauung an das Baufeld, ein Abwasserkanal verläuft entlang der Verbau-Achse und auch die nahe Bundesstraße musste gesichert werden. „Auf diese Herausforderungen konnten wir uns in der Planungsphase weitgehend einstellen“, erklärt Köster-Projektleiter Julian Mielke. Die unvorhersehbaren Herausforderungen wurden während der Bauphase im Projektteam und in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Bauherrn und den Nachunternehmern gelöst. So wurde beispielsweise kurzfristig die fachgerechte Entsorgung des teilweise mit Asbest kontaminierten Erdreichs durch ein Spezialunternehmen organisiert.
Das Thema Sicherheit hatte bei der Erstellung der Baugrube oberste Priorität. Das Team musste gewährleisten, dass der Schmutzwasserkanal auf der westlichen Seite nicht verformt oder beschädigt wird und während des gesamten Bauablaufs betrieben werden kann. Auch die Stabilität der Bestandsbebauung, insbesondere im östlichen Bereich musste sichergestellt werden. Das Team entwickelte hierzu einen passenden Sondervorschlag:
„Die Ausschreibungsplanung sah einen freiauskragenden Verbau mit großen Kopfverformungen vor. Unter Berücksichtigung der Bestandsbebauung und des Schmutzwasserkanals kam der Sondervorschlag eines rückverankerten Verbaus mit Bohrpfahlwand und Spritzbetonausfachung zur Ausführung. Der Verbau wurde zudem im Nahbereich des Kanals mit einer Gurtung verstärkt.“
Durch die präzise Arbeit mit der Fräse, wurde bei der Ausfachung nur so viel Spritzbeton verwendet wie unbedingt nötig. Bildquelle: Köster GmbH
Rund 160 Bohrpfähle wurden eingebracht und rückverankert. Bei der Herstellung der Verbauausfachung setzte das Team eine spezielle Anbaufräse ein, die auch bei der Sohle verwendet wurde: „Durch den schonenden Einsatz der Fräse konnten wir einen Mehrausbruch des felsigen Gesteins und somit einen Mehrverbrauch an Beton bei der Erstellung der Ausfachung verhindern“, erläutert Julian Mielke. Bei der Umsetzung arbeiteten Fräsenhersteller und Nachunternehmer eng mit dem Team zusammen. „Auf Basis des geologischen Gutachtens lieferte uns der Hersteller die passende Fräse an und wies den Geräteführer vor Ort auch noch einmal in den Einsatz ein“, so Mielke. Das Ergebnis überzeugt: Durch die präzise Arbeit mit der Fräse, wurde bei der Ausfachung nur so viel Spritzbeton verwendet wie unbedingt nötig.
Zur Hangabsicherung entschieden sich die Köster-Experten für eine bereichsweise rund 5,5 m hohe Bodenvernagelung. In besonders sensiblen Abschnitten im Umfeld eines Bestandgebäudes wurde diese im sogenannten Pilgerschrittverfahren erstellt, wie Julian Mielke erklärt. Dabei wird immer ein Abschnitt bei der Vernagelung ausgelassen, um die Stabilität der geologischen Struktur zu erhalten. Auch bei der Bodenvernagelung kam ein spezielles System zum Einsatz:
Ansicht der rückverankerten Bohrpfahlwand sowie der Hangabsicherung durch Bodenvernagelung. Die dauerhaft verbauten Bodennägel wurden mit Spritzbeton vor Korrosion geschützt und sind als Wulste erkennbar. Temporär verbaute Nägel sind offen sichtbar. Bildquelle: Köster GmbH
„Im Sinne eines schnellen Baufortschritts und des hohen Qualitätsanspruchs sowie unter Berücksichtigung des standfesten Baugrunds wurde ein selbstbohrendes Nagelsystem eingesetzt, das mit einem Bohrbagger eingebaut wird. Dieser zeichnet sich durch hohe Flexibilität aus, benötigt weniger Aufstellfläche und hat eine größere Reichweite im Vergleich zum herkömmlichen Ankerbohrwagen.“
Trotz der zahlreichen Herausforderungen schreitet der Tiefbau zügig voran. Dies ist unter anderem der vorausschauenden Planung geschuldet. „Zudem hatten wir durch das Vorziehen der vorbereitenden Arbeiten einen kleinen Zeitpuffer“, nennt Julian Mielke einen weiteren Aspekt. Auch die systematische Projektsteuerung und die gute Kommunikation mit allen am Bau Beteiligten trägt entscheidend zum reibungslosen Baufortschritt bei. Dazu zählen die frühzeitige interne Abstimmung des Projekts mit dem Köster-Hochbau-Team und der regelmäßige Austausch mit dem Bauherrn ebenso wie die leistungsgesteuerte Terminplanung mit den Nachunternehmern. Auch die umfassenden Abstimmungen mit den Behörden, wie die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken bezüglich des Schmutzwasserkanals, liefen konstruktiv. Laut Projektleiter Julian Mielke liegt das Bauvorhaben damit voll im Zeitplan: „Wir werden die Baugrube im Juli an die Kolleginnen und Kollegen vom Hochbau übergeben. Sie werden dann die Tiefgarage aus wasserundurchlässigem Beton (WU-Beton) erstellen.“
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