„Das Westspitz“ befindet sich an der westlichsten Spitze des neuen Stadtquartiers auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Areal. Gemeinsam mit dem gänzlich an der Spitze stehenden Gewerbeturm in Holzhybridbauweise bildet der Wohnblock den Übergang zur Tübinger Innenstadt. Das hochwertige Ensemble mit Mietwohnungen und Gewerbe versinnbildlicht die aktuellen Anforderungen an Wohnen und Leben im urbanen Raum: Auf knappen Baufeldern müssen in verdichteten Bereichen attraktive Lebensräume mit der notwendigen Versorgung geschaffen werden. Dafür kehren bekannte Lösungen zurück, wie z. B. der Laden im Wohnhaus. Gleichzeitig sollen die Immobilien innerstädtische Bereiche architektonisch aufwerten und Aufenthaltsbereiche im Freien schaffen. Anforderungen, die das Westspitz in sich vereint:
„Beim Westspitz in Tübingen handelt es sich nicht um einen Standard-Wohnungsbau. Es ist ein echter Eye-catcher im Areal, ein sehr schönes, architektonisch anspruchsvolles Projekt.“
Der Westspitz-Wohnkomplex bildet den Übergang zur Tübinger Innenstadt. Als Entrée des Neubaugebiets wurde auf eine aufgelockerte und hochwertige Bebauung und generationengerechte Mischnutzung geachtet. (Bildquelle: Köster GmbH)
„Die Westspitze fungiert als Symbol und Entrée des gesamten Neubaugebietes am ehemaligen Güterbahnhof. Aus diesem Grund war bereits im Wettbewerb vorgegeben, dass der Baukörper möglichst aufgelockert und in hoher Wohnqualität umgesetzt werden soll“, erläutert Tobias Schneider von der WILMA Bau- und Entwicklungsgesellschaft mbH, welche die Köster GmbH mit der baulichen Umsetzung des Projektes beauftragt hat. Dazu passt die Entscheidung, über dem Supermarkt lediglich ein weiteres Geschoss zu setzen und somit in der Höhenentwicklung der Häuser zwischen zwei und sechs Geschossen zu variieren. Da die Wohnungen eine geringere Gebäudetiefe aufweisen als die darunter liegende Gewerbeeinheit, entsteht hier auf dem Dach der Einzelhandelsfläche ein zusätzlicher attraktiver Außenbereich.
Bereits in den Wettbewerbsunterlagen, die die Stadt Tübingen 2016 herausgab, war der nun realisierte Wohnungsmix, ebenso wie eine Fassadenverkleidung mit Klinker, Vorgabe gewesen. Die Idee der Klinkerfassade wurde nun in einem spannenden Wechselspiel mit anderen Fassadenelementen umgesetzt: So sind die mit einem Wärmedämmverbundsystem isolierten Außenwände teilweise mit Klinkerriemchen verkleidet, teilweise mineralisch verputzt und mit einem Kammputz versehen. Zudem ergänzen vorgehängte Blech- und Eternitelemente sowie lasierte Fertigbetonteile das lebendige, harmonische Fassadenbild.
An der südlichen Eisenbahnstraße erhebt sich über dem an dieser Stelle überwiegend fensterlosen Supermarktbereich sowie einem weiteren Geschoss eine knapp 7 m hohe Schallschutzwand mit großen Glaselementen, die einerseits den Straßenlärm fernhält, durch die andererseits aber die im rückwärtigen Bereich liegenden Wohnungen sowie der Innenhof mit viel Tageslicht versorgt werden.
Neben der Schallschutzwand, entsprechend hochwertiger Fenster, die den erhöhten Schallschutzanforderungen gerecht werden und zusätzlicher Schallschutzelemente an den straßenseitigen Balkonen hatte bereits bei der Gründung des Gebäudekomplexes die mögliche Beeinträchtigung der Bewohner durch vom Bahnverkehr verursachten Erschütterungen eine besondere Maßnahme notwendig gemacht: So wurden in einem Bereich von etwa zwei Drittel des gesamten Gebäudekomplexes zwischen Sauberkeitsschicht und Bodenplatte Elastomermatten nach einem genau vorgegebenen Raster verlegt.
Durch den Einbau der Elastomermatten wird verhindert, dass das Gebäude in Schwingungen gerät – eine Schall-und Schwingungsübertragung von den nahegelegenen Bahnschienen ist nahezu ausgeschlossen. Die Bewohner bemerken somit keine Beeinträchtigungen, die nageliegenden Bahnlinien sind in der Wahrnehmung quasi unsichtbar, was den Wohnkomfort spürbar steigert.
Eine weitere Besonderheit waren die Brüstungsverglasungen zur Reutlinger Straße, welche den Erwerbern die Nutzung der Balkone und der Loggien ohne hohe Lärmbeeinflussung durch die stark befahrene Straße ermöglichen und so den Wohnraum merklich erweitern.
„Durch die partnerschaftliche Zusammenarbeit, konnte eine Wohnanlage errichtet werden, die nicht nur optisch, sondern auch qualitativ überzeugt. An dieser städtebaulich wichtigen Stelle entstand mit dem Westspitz lebendige Vielfalt, die dennoch durch wiederkehrende Elemente und Materialien architektonisch gefasst ist.“
Der Wohnungsmix des Blocks reicht von kleinen 1-Zimmer-Appartements, die sich auch sehr gut zum studentischen Wohnen eignen, bis zu 148-qm großen 5-Zimmer-Familienwohnungen. Auch ein generationenübergreifendes Miteinander ist gewünscht und durch die barrierefreie Erschließung über Aufzüge in jedem Treppenhaus im gesamten Gebäudekomplex möglich. Alle Wohnungen orientieren sich zum aufwändig begrünten und mit Sitzgelegenheiten und Spielgeräten gestalteten Innenhof, der nun als Treffpunkt für die Wohnanlage genutzt werden kann. Die Einzelhandelsfläche wurde geschickt in den Entwurf integriert und sorgt für bequemes Einkaufen direkt vor der Haustür.
Die Köster GmbH stieg mit der Leistungsphase 6 in das Projekt ein und konnte das Vorhaben mit insgesamt ca. 7.350 qm Wohn- und knapp 800 qm Gewerbefläche, einer zweigeschossigen Tiefgarage mit 111 Stellplätzen- und über 200 Fahrradstellplätzen innerhalb von 26 Monaten abschließen. Neben der Erstellung des Rohbaus, der überwiegend in Ortbeton mit Stahlbetonfertigteilen für Balkone und Treppenhäuser erstellt wurde, übernahm das Bauunternehmen kurzfristig die Leistungen für einen veredelten Rohbau des Supermarktes inkl. der Installation für die brandschutztechnischen Anlagen. Auch die Kleingewerbeeinheit im Sockelgeschoss wurde ausbaufertig veredelt. „Besonders in Bezug auf die Kleinstufigkeit im Ausbau sowie auf alle Sonderbereiche war unser Köster-Prozess-System ein wichtiger Baustein“, so Michael Rief vom Köster Kompetenz-Center Stuttgart. „Es ist eine sehr gute Methode, um Arbeiten, die sich nicht über alle Geschosse wiederholen, zeitlich perfekt aufeinander abzustimmen und den Bauablauf so zu optimieren.“
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