Dort wo einst ein Hertie-Kaufhaus stand, entwickelt die THI Holding GmbH & Co.KG mit dem Lindenquartier einen „neuen Mittelpunkt“ in der 50.000 Einwohner zählenden Stadt. Das größte Bauvorhaben Peines mit einer Mischung aus Nahversorgung, Gastronomie und Wohnen hat zentrale Bedeutung für die Entwicklung des niedersächsischen Mittelzentrums.
Im nördlichen Teil des Areals entstehen auf 2.500 m² im Erdgeschoss Gewerbeflächen, in die unter anderem Rossmann und Deichmann als Ankermieter sowie ein Gastronomiebetrieb einziehen werden. Im ersten bis dritten Obergeschoss, das als Staffelgeschoss ausgeführt wird, werden auf 9.600 m² Wohnungen gebaut. Der Komplex wird komplettiert durch eine 1.700 m² große Tiefgarage mit zwei Autoaufzügen. Auf der angrenzenden Fläche entsteht ein Edeka-Center mit 5.500 m² Fläche und einem Parkdeck auf dem Dach sowie zahlreiche Stellplätze. Zu den bautechnischen Herausforderungen zählt die massive Ortbetonkonstruktion des Edeka-Marktes mit zwölf massiven Unterzügen in 5,50 m Höhe. Realisiert wird das Projekt durch den Geschäftsbereich Hochbau Braunschweig, den Tiefbau übernimmt das Kompetenz-Center Spezialtiefbau Mülheim.
Im Zentrum von Peine realisiert der Hochbau Braunschweig im Auftrag der THI Holding GmbH & Co. KG einen Wohn- und Gewerbekomplex in zwei Bauteilen. Nördlich entsteht ein langgestreckter Riegel mit Gewerbenutzung im EG sowie Wohnungen in den Geschossen darüber. Angrenzend entsteht ein großes Edeka-Center mit Parkdeck. (Entwurf + Visualisierung: Birgit Krischke)
Das Köster-Team aus Braunschweig wurde bereits früh in die Planungen für das Lindenquartier eingebunden und konnte so dessen Anpassungen an die aktuellen Anforderungen mitgestalten.
„So haben wir die Umplanung der Obergeschosse im nördlichen Bauteil von Büros zu Wohnungen mitgestaltet und Optimierungsvorschläge eingebracht. Dabei konnten wir auch auf die gute Zusammenarbeit mit unseren externen Planern bauen.“
Köster arbeitet seit Langem in unterschiedlichen Projekten und Konstellationen gut und vertrauensvoll mit den externen Partnern im Open-BIM Kontext zusammen, so auch beim Lindenquartier. „Beim Bau des Lindenquartiers kommt BIM auf unterschiedlichen Ebenen zum Einsatz“, erklärt Heinrich Lünenschloß, Teamleiter Digital Construction & BIM und nennt insgesamt sechs Anwendungsfälle von BIM: „Kalkulieren, Visualisieren, Terminieren, Planung & Kollaboration, Beschaffung und Kollisionsprüfung.“
Building information Modeling ist nicht gleichbedeutend mit High-End-Renderings. Einfache 3D-Modelle erfüllen ihren Zweck, um z. B. in Besprechungen, ob live oder digital, aktuelle Fragen im Projektteam zu klären. Auch für die Baustellenbesprechungen mit Baupartnern lassen sich diese Modelle sehr gewinnbringend einsetzen, um z.B. Gewerkezüge zu koordinieren. (Grafik: Martin Pazdzior)
Doch wie gestaltet sich der Planungsalltag mit BIM? Martin Pazdzior der als BIM-Gesamtkoordinator die Abläufe zwischen den Beteiligten koordiniert, erläutert das Vorgehen: „Zum Start des Projekts haben wir gemeinsam einen BIM-Abwicklungsplan erstellt, in dem unter anderem die Richtlinien für Modellierungsgrundlagen, Rollen und Verantwortlichkeiten, Regelungen für den Modellaustausch festgelegt wurden.“ Eine gemeinsame Modellplattform stellt sicher, dass alle Projektbeteiligten auf der jeweils aktuellsten Version arbeiten. Alte Versionen werden automatisch archiviert und stehen so für Vergleiche der unterschiedlichen Planungs- und Projektstadien zur Verfügung. Zudem bietet die Plattform den beteiligten Planern die Möglichkeit, neue Aufgaben einzustellen, beziehungsweise deren Bearbeitungsstatus zu dokumentieren, sodass automatisch eine digitale Projekt-Dokumentation erstellt wird. „Das alles sorgt für ein hohes Maß an Transparenz“, nennt Martin Pazdzior einen weiteren Effekt der BIM-basierten Planung.
Baulich befindet sich das Lindenquartier derzeit noch in der Anfangsphase, doch die Vorzüge von BIM zeigten sich schon früh: Um die Tiefbauarbeiten für den Nahversorgermarkt effizient planen zu können, wurde auf Basis einer Drohnenbefliegung in Kombination mit dem Bodengutachten ein Bodenschichtenmodell erstellt: „Im BIM-Modell haben wir die Bereiche, in denen sensibles Material ausgehoben und entsorgt werden musste, anders gefärbt als die mit unbelastetem Material. So konnten wir eine genaue Mengenberechnung vornehmen und die Entsorgung detailliert planen und umsetzen“, erklärt Heinrich Lünenschloß. Auch die Hochbaumodelle des Edeka-Marktes liefern bereits Mehrwerte: „Selbst ohne automatisierte Kollisionsprüfung können wir allen Beteiligten auftretende Kollisionen aufzeigen, beispielsweise beim Verlauf der Lüftung und der Rohrleitungen.“
„Durch die hocheffiziente Kollisionsprüfung im Vorfeld werden die kommenden Bauabläufe vor Ort reibungsloser verlaufen. Das spart Zeit und Geld. Ein gutes Beispiel sind die Durchbrüche, die mit BIM nicht nur passgenau geplant, sondern auch für alle Baubeteiligten nachvollziehbar visualisiert werden können.“
Arwed Kähler bestätigt, wie zielführend der Einsatz des Modells in der Projektkommunikation war und ist: „Das Modell ist die ideale Basis für Projektbesprechungen. Es hat sich auch in Phasen bewährt, in denen viele Kontakte per Teams stattfanden.“ Im weiteren Verlauf des Bauvorhabens nutzt der Projektleiter das Modell auch für die Baustellenbesprechungen mit den Baupartnern. BIM-Gesamtkoordinator Martin Pazdzior nennt die Vorteile: „Anhand einer 4D-Visualisierung können die einzelnen Gewerke ihre Arbeitsabläufe besser einschätzen und planen, die Gewerkezüge also besser koordiniert werden.“
BIM bietet außerdem weitere Optionen für die Einbeziehung der Baupartner: Die Handwerksunternehmen, beispielsweise im Bereich der Heizung, Lüftung, Sanitär, haben die Möglichkeit, auf die aktuellen Planstände zuzugreifen und die Aktualität jederzeit auf der Baustelle mittels eines QR-Codes und mit dem eigenen Smartphone zu überprüfen. Zusätzlich können Informationen über verbaute Anlagen, Teile und Geräte auf der Projektplattform hochgeladen werden.
"Auch Pläne, die ‚klassisch‘ in 2D erstellt wurden, können mit dem Modell verknüpft und in der 3D-Ansicht überlagert werden, beispielsweise die Brandschutzplanung. Auf diese Weise integrieren wir das Know-how unserer Baupartner ins BIM-Modell, ohne dass sie selbst Modelle erstellen oder die technischen Voraussetzungen für BIM beziehungsweise BIM-Kenntnisse einbringen müssen.“
Die BIM_Methode bei Köster deckt sechs Anwendungsfälle ab: Kalkulieren, Visualisieren, Terminieren, Planung & Kollaboration, Beschaffung und Kollisionsprüfung. (Entwurf + Visualisierung: Birgit Krischke)
Der Kunde profitiert ebenfalls vom Einsatz von BIM: Er kann sich jederzeit über den Projektfortschritt informieren, da entsprechende Leserechte mit ihm vereinbart wurden. Zudem wird für die Vermarktung des nördlichen Gebäudes eine Visualisierung erarbeitet, die eine virtuelle Begehung der Wohn- und Gewerbeflächen ermöglicht. Bis zu deren Fertigstellung im November 2023 liegt noch eine lange Bauphase vor dem Projektteam. Dessen Zwischenfazit fällt jedoch eindeutig aus: Die BIM-Methode optimiert schon jetzt die Kommunikation und Ausführungssicherheit für das Projekt Lindenquartier.
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